Bislang investierten Vermögensverwalter meist in einer Welt, in der die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen negativ war. In der Regel steigen Staatsanleihen im Wert, wenn Aktien fallen – und bieten daher in einem diversifizierten Portfolio eine Absicherung für Aktien. In der letzten Zeit haben sich die Aktien- und die Anleihekurse jedoch nicht mehr gegenläufig bewegt, denn das langsamere Wirtschaftswachstum und die Leitzinserhöhungen wirkten sich auf beide Anlageklassen negativ aus. In diesem Webinar erörterten Noah Weisberger und Bruce Phelps von PGIM Institutional Advisory & Solutions die historischen Muster der Aktien-Anleihen-Korrelation rund um den Globus und schauten sich verschiedene Maßnahmen an, die Vermögensverwalter ergreifen können, um das Risiko einer Umkehr der Aktien-Anleihen-Korrelation zu mindern. Die Höhepunkte ihres Gesprächs sind nachfolgend zusammengefasst:
- Ein Blick auf die bisherige Beziehung zwischen Aktien und Anleihen: Das Research von PGIM IAS zeigt, dass eine negative Korrelation zwischen Aktien und Anleihen nicht unbedingt der Norm entspricht. Tatsächlich gab es immer wieder längere Phasen, in denen die Aktien-Anleihen-Korrelation positiv war. Beispielsweise erlebten Anleger rund 35 Jahre einer positiven Korrelation von Mitte der 1960er Jahre bis zum Jahr 2000. Dieses Korrelationsmuster scheint Ende 2021 zurückgekehrt zu sein, als Aktien ihre Talfahrt in einen Bärenmarkt begannen, während der Ausverkauf bei Anleihen anhielt. Aktuelles Research von IAS zeigt jetzt, dass die Veränderungen der Aktien-Anleihen-Korrelation in anderen Industrieländern (DM) in der Regel die Veränderungen der US-Korrelation mitgemacht haben.
- Der relative Einfluss lokaler und globaler Faktoren: Die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen lässt sich zum Teil durch lokale geldpolitische und makroökonomische Faktoren erklären. Angesichts der Ähnlichkeiten zwischen den Korrelationen in den USA und anderen Industrieländern wird jedoch deutlich, dass hier auch eine globale Komponente berücksichtigt werden muss. IAS machte die Entdeckung, dass ein einziger globaler Faktor für etwa zwei Drittel der länderspezifischen Aktienrenditen verantwortlich ist und die Anleiherenditen sich ähnlich global verhalten. CIOs, die sich fragen, wie sich die Aktien-Anleihen-Korrelation wohl in Zukunft entwickelt dürfte, sollten berücksichtigen, dass die makroökonomischen Einflüsse nicht alle lokal oder alle global sind, sondern eine Mischung von beiden. Daher würde ein höheres Risiko einer positiven Aktien-Anleihen-Korrelation in den USA aufgrund der dortigen Fiskal- und Geldpolitik gleichzeitig auch das Risiko einer positiven Aktien-Anleihen-Korrelation in anderen Industrieländern steigern.
- Alternative Absicherungen betrachten: Wenn Aktien und Anleihen sich im Gleichschritt bewegen, sind weder US-Staatsanleihen noch die Staatsanleihen anderer Industrieländer als zuverlässige Absicherung für US-Aktien geeignet. Offensichtliche Alternativen zur Absicherung gibt es leider keine. Manche Daten lassen jedoch vermuten, dass Rohstoffe im Durchschnitt negativ mit Aktien korrelieren; Öl und Gas beispielsweise, aber auch Gold haben sich gewöhnlich gegenläufig zu Aktien verhalten, wenn US-Staatsanleihen nicht als Absicherung für Aktien dienten. Diese Beziehung traf jedoch nur etwas mehr als 50 % der Zeit zu. Vermögensverwalter müssen zudem berücksichtigen, dass Rohstoffe weitaus volatiler sind als Staatsanleihen und somit die Portfoliovolatilität insgesamt nicht zuverlässig reduzieren.
- Für die Zukunft planen: Ein Wechsel von einer positiven zu einer negativen Aktien-Anleihen-Korrelation würde die gesamte Investmentlandschaft verändern. Was können Vermögensverwalter tun, um das Risiko in einer Welt höherer Volatilität zu mindern? In einer demnächst erscheinenden Researcharbeit beschreiben wir ausführlich, dass ein agnostischer Ansatz – d. h. die Annahme, dass die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen null ist – sich als eine kluge Vorgehensweise erweisen könnte, bis sich die zukünftige Entwicklung klarer abzeichnet.