Der Klimawandel ist die Realität von heute
Die Entwicklung des Klimas in den nächsten 20 Jahren steht bereits fest – die Konsequenz ist ein zunehmend chaotisches Wetter.
Die Zahl der offensichtlich klimabedingten Anomalien und Wetterkatastrophen hat mittlerweile ein Ausmaß erreicht, dass von Marktteilnehmern nicht länger ignoriert werden kann. Die atlantische Hurrikansaison 2020 hatte zum Beispiel eine Rekordzahl benannter Stürme.¹ Die historischen Waldbrände 2020 in Kalifornien haben mehr als 1,62 Millionen Hektar verbrannt und damit den bisherigen Rekord verdoppelt.²
Laut einer PGIM-Umfrage unter globalen CIOs berücksichtigen derzeit mehr als 40 % den Klimawandel im Rahmen ihres Investmentprozesses nicht. Als Grund wurde in erster Linie die mangelnde Verfügbarkeit zuverlässiger Modelle über die Auswirkungen des Klimas auf die Marktentwicklung genannt. Glücklicherweise sind Klimaanalysen und -modellierung mittlerweile nicht ausschließlich die Domäne der Klimawissenschaftler, sondern werden zunehmend auch für Investoren verfügbar. Seit einigen Jahren findet etwas statt, was man als „Datenrevolution“ im Hinblick auf die Klimaanalytik bezeichnen könnte. Obwohl diese Revolution noch in den Kinderschuhen steckt, ermöglicht sie es Investoren bereits, Klimarisiken besser zu quantifizieren und zwischen den Unternehmen innerhalb einer Branche zu differenzieren – trotz der immer noch begrenzten Qualität und Konsistenz der verfügbaren Klimadaten. Die Möglichkeit zur Durchführung solcher Analysen der relativen Bewertung führt erfahrungsgemäß zu einer allmählichen Neubewertung von Vermögenswerten.
Das europäische Emissionshandelssystem (ETS) hat zu einer deutlichen Bewertungsanpassung bei den europäischen Versorgern geführt. Es ist offensichtlich, dass staatliche Maßnahmen dieser Art entscheidenden Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit kohlenstoffintensiver Vermögenswerte haben können. Solche politischen und regulatorischen Veränderungen können Katalysatoren für eine breitere Neubewertung an den Märkten sein. Da immer mehr Länder vergleich-bare politische Initiativen ergreifen, ist es wahrscheinlich, dass es weltweit zu einer umfassenderen Neubewertung der Übergangsrisiken kommen wird.
Veränderungen in den Präferenzen von Investoren und Verbrauchern können ebenfalls eine Neubewertung des Klimarisikos bewirken. Investoren haben derzeit weltweit mehr als 40 Billionen US-Dollar in ESG-Strategien investiert.3 Auch wenn nicht alles davon auf die „E“-Komponente (den Umweltschutz) ausgerichtet ist, ist es doch klar, dass eine ganze Reihe von Investoren klimabezogene Risiken und Kohlenstoffemissionen bereits als wesentlich und relevant betrachten. Um im Wettbewerb um Kapital bestehen zu können, werden Unternehmen sich auf die wandelnden Anforderungen der Investoren einstellen müssen, wenn sie nicht riskieren wollen, potentielle Investoren zu verlieren und höhere Kapitalkosten tragen zu müssen.
Ein weiterer möglicher Weg für die Neubewertung kohlenstoffbasierter Vermögenswerte ist der Weg über die Gerichte. Bislang war zwar noch keiner der zahlreichen Versuche erfolgreich, Unternehmen auf Schadenersatz für entstandene Klimaschäden zu verklagen – aber es handelt sich hier um ein relativ neues Feld. Von den insgesamt rund 1.500 eingereichten Klimaklagen stammt die überwiegende Mehrzahl aus dem letzten Jahrzehnt.⁴ Und da ständig neue Ansatzpunkte zur Begründung einer rechtlichen Haftung gesucht werden, ist es durchaus möglich, dass diese Versuche irgendwann zum Erfolg führen werden.
Die Entwicklung des Klimas in den nächsten 20 Jahren steht bereits fest – die Konsequenz ist ein zunehmend chaotisches Wetter.
Investoren werden durch ihre Kapitalallokation unmittelbaren Einfluss auf den wirtschaftlichen Transformationsprozess nehmen.
Der Klimawandel ist nicht nur ein Risikofaktor, sondern auch eine Chance, auf dem Weg in eine grünere Wirtschaft aktiv Zusatzrenditen zu erzielen.
Geolocation-Technologie und innovative Klimaanalytik bieten neue Möglichkeiten, physische Portfoliorisiken einzuschätzen.